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Blaue Stunden

Veröffentlicht am 05.02.2015

Die folgenden Texte entstanden in der Kreativen Schreibnacht  "Blaue Stunden". Ein Bild, das eine altertümliche blaue Toilettentüre mit dem Vermerk "frei" zeigt, war der Auslöser dafür.

 

Meine blaue Türe

Endlich, endlich war sie angekommen in Santorin. Meine blaue Haustüre. Eigentlich war sie ja ursprünglich nicht dazu gedacht, meinem Haus und mir Schutz und Sicherheit zu bieten, nein, sie war als eine stinknormale Clotüre vor ungefähr 60 Jahren vom Schreiner meiner Speditionsfirma, die damals noch meinem Vater gehört hatte, gebaut worden. alt ist sie geworden, unzählige Male überstrichen, bis sie dann vor zwei drei Jahren dieses Hellblau abbekommen hatte; ein alter Farbrest, der zu sonst nichts mehr nützlich gewesen wäre.

Aber als ich das erste mal durch das Blau eintrat und dann die Türe hinter mir schloss, durchdrang eine milliardstel Sekunde der Gedanke mein Hirn: griechisches Blau, Sonne, Weite, Freiheit, Sehnsucht, das will ich, da will ich hin.

Nach Feierabend machte ich noch einen Besuch bei meiner Türe, sah, dass ihr Holz schon viele Risse zeigte. Das Metall des Türblattes und der Griff waren der Einfachheit halber auch gleich mit überstrichen worden. Wie ich! Schon etwas in die Jahre gekommen, doch noch recht funktionstüchtig und mit ein wenig Farbe auch noch gut anzuschauen. Und ich verliebte mich in sie!

Aber was mich wirklich damals faszinierte, war der kleine Hebel, der an der Innenseite der Türe zur Verriegelung angebracht war. 1000 mal benutzt, nie gesehen!

"frei"- ja, ich wollte frei sein.

"zu"- nein nicht "besetzt" wie bei anderen Modellen- "zu"- nun, dazu müsste ich meine Firma schließen.

Und heute würde endlich eines der letzten Puzzleteile in mein neues Leben eingepasst werden, zweckentfremdet als Haustüre, um mich jeden Tag daran zu erinnern, dass ich frei war, zu tun und zu lassen was mir beliebt.

Ich werde den kleine Riegel ein paar mal hin und her drehen und werde ihn dann abends auf "frei" stehen lassen, auch wenn dann nicht abgeschlossen ist. Ab morgen werde ich mir dafür eine neue Funktion ausdenken. Vielleicht suche ich mir einen jungen Liebhaber, und wenn er an meiner hellblauen Türe steht, sieht er gleich: ich bin so frei!

Hildegard F.

 

 

Die blaue Toilettentür

Blaues Wasser bis zum Horizont, wo es den blauen Himmel küsst. Kleine weiße Schaumkronen lecken am Sandstrand. Etwas weiter oben, dort wo die Felsen beginnen, steht ein kleines Haus. 

Eigentlich ist es ja eher ein Häuschen, beschirmt von einem roten Dach. Mit hellblauen Wänden und kleinen Fenstern, die dunkelblau umrahmt sind. Und auch die Haustüre ist dunkelblau, obwohl der Lack schon einige Risse zeigt und an einigen Stellen abblättert. Doch das Besondere an der Haustür ist, dass sie statt eines Schloßes einen Riegel hat mit einem kleinen Schild, auf dem “frei” steht.

Man kennt das ja von Toilettentüren, dreht man von innen an dem Riegel, so kommt das Schild “besetzt”. Aber dieses Haus sieht nicht wie ein Toilettenhaus aus und es ist auch nicht besetzt, sondern frei.

Es gab schon Situationen in meinem Leben, da hätte ich alles darum gegeben, auf eine Toilettentüre zu treffen, die mir freien Eintritt signalisiert. Ich wäre glücklich gewesen, ohne Verzögerung eintreten zu dürfen, doch im Moment besteht keine Not und so zögere ich.

Aber, “frei” heißt, ich darf eintreten.

Also trete ich ein. Ich bin noch geblendet von dem grellen Sonnenlicht draußen, und so sehe ich erst mal nichts. Dann kann ich langsam eine offene Tür erkennen, aus der l Helligkeit in den dunklen Gang dringt.

Auf meinen Ruf , ob jemand da sei, kommt sofort Antwort. Aber ja, sagt eine weibliche Stimme, so tritt nur ein, es ist doch frei.

Und ich bin so frei und trete ein, in eine große Wohnküche mit niedriger Decke und blauem Tisch, blauen Stühlen, blauem Schrank und in der Mitte steht ein blauer Schaukelstuhl. Darin sitzt eine alte Frau, zierlich und klein, in einem blauen Kleid. Ihre langen weißen Haare hat sie zu einem Zopf geflochten.

Sie lächelt mich freundlich an und sagt: Nun hast du es also endlich geschafft. Die Freiheit ist blau und hier ist sie zu Hause.

Elisabeth F.    

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