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Das Glück beim Schopf packen

Veröffentlicht am 07.08.2020

Wenn der griechische Gott des günstigen Augenblicks, der Kairos, vorbeizieht, muss man schnell zugreifen, sonst ist die Chance unwiederbringlich vorüber. Manchmal hält das Leben solche "Kairos-Momente" für uns bereit - die kreative Schreiberin widmete ihm eine Ode.

„Ode an die Zwiebel“ las mir meine Freundin aus der Zeitung vor, „nein, da gehen wir nicht hin. Das ist ja ein richtiger Schmarrn!“ Und ich stimmte ihr zu.

Doch der Same war gelegt und ungefähr vier Wochen später besuchten wir voller Erwartung Gesines Schreibkurs in der Europabücherei.

Aber passten wir da überhaupt dazu? Waren da vielleicht lauter Studierte? Würden sie sich über meine einfache Sprache und Ausdrucksweise hinter meinem Rücken amüsieren?

Doch wieviel Freude hat mir meine bzw. unsere Entscheidung schon bereitet, denn wir passten dazu, wie alle anderen auch zu uns.

Ich frage mich manchmal: Wo in meinem Kopf, Körper, Geist oder Seele -oder doch im Schreiborgan, wie Ursula zu wissen meint- steckt diese Phantasie, die ich in besonderen Momenten hervorlocken, oder die Gesine mit ihren phantasievollen Methoden hervor kitzeln kann.

Es erheitert mich unendlich, den vorgetragenen Texten meiner Mitautorinnen zuzuhören, mitzufühlen bei besonders tragischen Passagen. Und ich bewundere  jedes Mal wieder diesen Reichtum künstlerischer Ausdrucksmöglichkeiten.

An guten Tagen gefällt mir auch, was ich so zu Papier bringe, vor allem, wenn ES sich schreibt- auf neudeutsch nennt man dies wohl FLOW.

Doch den größten Gewinn, wirkliches Glück und Erstaunen ziehe ich daraus, wenn ich meine alten Texte durchlese.

 Die Oden- naja, die müssen einem halt liegen- Schwamm drüber!

Meine wunderbaren Pantuns, eine malayische Gedichtform, über Frank'n'Furter aus der Rocky Horror Picture Show amüsieren mich jedes Mal aufs Neue.

Oder jenes über Gabis Schwester, Sängerin Lisa, im grünen Kleid. Mit ihren langen roten Haaren erinnerte sie mich sehr an eine verwunschene, irische Sagenprinzessin. Ich habe das erkannt und nach dem Heimkommen weit nach Mitternacht habe ich dieses Pantun geschrieben.

Den größten Spaß, aber auch das schlimmste Heimweh nach dem kleinen Kind in mir, habe ich beim Lesen meiner biografischen Texte.

Hunderte kleiner Episoden schlummern noch in mir und sind noch zu schreiben- irgendwann.

Und das alles nur wegen eines Artikels in der Passauer Neuen Presse, den Doris gelesen hatte und der uns dazu ermutigt hat, das Glück beim Schopfe zu packen.

 

Hildegard Frank

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