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Das Glück des Yetis

Veröffentlicht am 14.08.2015

Plötzlich ging das Licht aus und hinten, aus den Büschen, war ein kurzes, abgehacktes „Schleich…“ zu hören. Steffi wusste für einen winzigen Augenblick nicht, wohin sie ihren Fuß setzen sollte. Und dann kroch die Angst in ihr hoch.

Vorsichtig zog sie mit zitternder Hand ihr Handy aus der Tasche – kein Empfang. Tom musste jeden Augenblick kommen: Durchhalten, beruhigte sie sich.
Plötzlich fing sie laut zu singen an: „Oans, zwoa, gsuffa! Ein Prosit der Gemütlichkeit.“
Das unterdrückte ihr Angstgefühl vollständig. Aufgerichtet und mit stolzer Brust wartete sie auf Tom.
Aber das war nicht Tom, der da plötzlich aus dem Gebüsch heraus brach. Es war überhaupt kein Mensch, eher eine Erscheinung: ein pulsierendes, giftgrünes, qualliges Ding mit einem langen dünnen Schwanz, der sich um ihre Füße wickelte. Steffi starrte unbeweglich auf das außerirdische Geschöpf, stumm, entsetzt und voller Panik. Plötzlich löste sich ein Schrei aus ihrer Kehle, der bis ins Weltall schallte, laut und kreischend. Der Yeti im Himalaya blickte verwundert von seiner Mahlzeit auf. Als der Schrei verklang, biß er, mit herzhaftem Appetit, seinem menschlichen Opfer den Kopf ab und kaute genüsslich.
Steffi erwachte und fühlte sich klamm und steif. Der nachtblaue Himmel war voller funkelnder Sterne. Der Vollmond stand gespenstisch leuchtend zwischen ihnen. Von Tom war weit und breit keine Spur zu sehen. Wütend packte Steffi die Decke in die Badetasche und schritt laut singend „Guter Mond, Du stehst so stille!“ zu ihrem Auto. Sie wusste zwar nicht, wo Tom geblieben war, aber dass sie ihn nie mehr sehen wollte, wusste sie sicher.

Der Text entstand im Juli 2015 bei „Kreatives Schreiben im Hacklberger Biergarten“. Sieben TeilnehmerInnen haben mitgewirkt, jede hat zwei Sätze geschrieben

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