Konstantin spricht mit weichem Wiener Akzent und lebt seit 22 Jahren in Kolumbien. Verliebt und hängen geblieben, sieben Straßenkinder aufgenommen. Kolumbien war und ist für ihn das Land der tausend Möglichkeiten.

Wenn dein Haus der Spiegel deiner Seele ist, muss Konstantin ein sehr schillerndes, reiches, verspieltes, aber auch dumpf brütendes Wesen haben. Hundertwasser scheint Pate gestanden zu haben: wer durch die Haustüre an der unscheinbaren Straßenfassade eintritt, steht sogleich wieder im Freien. Die großen Ess- und Wohnräume öffnen sich in Innenhöfe, Patios und zum Garten hin. Säulen,  Torbögen und Arkaden lassen den Blick, der nirgendwo zur Ruhe kommt, von einem Ort zum nächsten schweifen. Ein kleiner Glockenstuhl hier, eine Kuppel dort, ein Treppchen, das zum Aussichtsturm führt. Der rote Terrakottaboden wird unterbrochen von azurblauen Blüten, die ornamental eingelassen wurden. An den weißgekalkten Wänden fallen geschwungene Mosaike ins Auge, bunte Kreise, die auch den Boden verzieren. Vielfarbig schimmern die Fenster aus Glasmosaiken. Schmiedeeiserne Gitter und Säulen gliedern den Raum, große Farbholzschnitte von Heinz Goll schmücken die Wände.

Ein Haus zum Staunen, ein Garten zum Träumen. Ein Gästezimmer zum Verzweifeln. Schwer liegt der Modergeruch in der Luft. Schimmelnd brütet es aus den Schränken, die vollgestopft sind mit Krimskrams, der auch an den Wänden hängt, unnütz die Regale füllt. Das Bad wäre schön, aber mit der modrigen Luft macht das alles keinen Spaß. Der Hausherr lädt uns ein zu Rotwein und erzählt aus seinem  schwer überschaubaren Leben. Uns am nächsten Morgen ein - wenn auch karges - Frühstück zuzubereiten, dazu fehlt es ihm allerdings an Energie (oder es muss seinen Rausch ausschlafen). Kakerlaken und die dicke Ratte, die über die Terrasse huscht, nimmt er ganz gelassen hin. Wir nicht. Einmal und nie wieder!

von Gesine Hirtler-Rieger