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Masken

Veröffentlicht am 24.01.2013

Du öffnest den Schrank und da hängen sie an Haken, liegen fein säuberlich gefaltet im Regal, stapeln sich in der Ablage. Deine Masken, eine für jede Minute, viele tausend für das ganze Jahr.

Die Maske des Schlafs, der Aufmerksamkeit und des Trotzes. Die Maske des Stolzes, der Scham und der Liebe. Masken in sanft erglühendem Rot, in samtigem Schwarz, in gleißendem Weiß. Blitzschnell kannst du sie wechseln, präzise legst du sie an, streichst sie mit der Handinnenfläche glatt - fertig.Es gibt Masken, die du liebst: die Maske der Freude und die der Begeisterung. Und Masken, die du hasst: die Maske der Verdrossenheit und die des Neides. Dennoch wählst du sie immer wieder aus, streifst sie dir über und lässt sie in dein Inneres einsickern.

Ein Teil davon bleibt an dir hängen, wenn du sie wieder abnimmst. Ein mürrisch verzogener Mundwinkel oder eine schmale Oberlippe. Doch auch ein winziges Lächeln kann ich in deinem Gesicht noch erkennen, ein Fältchen voll Gram, ein Glitzern im rechten Auge. Wie eine Plakatwand, auf der winzige Fetzchen der vielen Plakate kleben geblieben sind, die von Konzerten, Reitturnieren, Bürgermeisterwahlen und Auktionen erzählt haben, so wird auch dein Gesicht zur Patchworklandschaft. Greif nicht zur Reinigungsmilch, meide das Peeling: denn dies ist der Ort deiner Lebendigkeit.

von Gesine Hirtler-Rieger

 

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