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Mitten in der Candelaria/Bogota

Veröffentlicht am 17.01.2013

Aus den engen Gässchen strömen Menschen und ergießen sich auf den Platz: Studenten, die jetzt, abends um 21 Uhr, aus der Uni kommen. Sie unterhalten sich lautstark, lachen und kreischen, telefonieren, küssen sich, kaufen Drinks und Chips, essen und rauchen. Sie tragen Jeans und T-Shirts, haben dunkle Locken oder Rastazöpfe.

Weiter unten, entlang der "Septima", entfacht sich das Leben erst so richtig nach 21 Uhr. Anzugträger sind noch unterwegs, mondän gekleidete Frauen in Kostümen. In den Hochhäusern brennt Licht. Straßenhändler halten die Stellung, andere ziehen mit ihren Karren von dannen, die Waren unter einer Plane verborgen. Junge Familien mit bolivianischen und peruanischen Gesichtszügen stehen am Straßenrand, verkaufen Süßigkeiten und Armbändchen, während das Baby im Tragetuch schläft.

Und in den Hauseingängen, auf den Treppen im Dunklen, machen sich die ganz Armen und Einsamen ein Nest aus Pappkartons. Das Leben hat ihre Gesichter in zahlreiche Falten zerklüftet. Einer wird von der Polizei abgeführt. Die Menge steht dicht um sie herum, schaut zu, schweigt. Ein alter Mann tanzt auf der Straße, grazil streckt er Arme und Beine von sich, dreht sich und springt leichtfüßig um seine eigenen Achse. Seine Bewegungen sind flüssig und trainiert, vielleicht war er einmal ein Tänzer. Einsam zieht er seine Kreise, während um ihn herum der Verkehr brandet.

von Gesine Hirtler-Rieger

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