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Collage: Ein knitterfreies Leben

Veröffentlicht am 23.03.2015

Menschen im Hotel führen ein knitterfreies Leben“, bemerkt der Hotelpage voller Neid.  „Die Autos werden geparkt, die Zimmer geputzt und die Wäsche gebügelt“  Und er? In seiner rot-schwarzen Livree steht er am Eingang des Fünf-Sterne-Hauses an der Cote d´Azur. Mit seinem roten Käppi auf dem Kopf sieht er aus wie dieser Bär aus dem Comicfilmen der 60er-Jahre, der immer mit dem Einrad umhergefahren ist.

„Knitterfrei, das sind sie“, grummelt er vor sich hin, „sie machen hier Urlaub am Meer, ihre Beziehung bekommt eine Inseltherapie. Und dann fahren sie glücklicher nach Hause. Denken sie zumindest“.

Nebenbei öffnet er den Wagenschlag einer Limousine, hilft der Dame galant. Der Fahrer springt lässig heraus, wirft dem Pagen den Schlüssel zu und lacht:

Mach´s gut, mein Freund! Nur einparken, keine Spritztour fahren!“

„Natürlich werde ich ihr Lieblingsstück gut behandeln“, gibt er artig zurück.

Er setzt sich in den Mercedes, startet und fährt ihn vorsichtig in die Tiefgarage des Hotels. Er parkt ihn rückwärts ein und stellt den Motor ab. Aber bevor er das Fahrzeug verlässt, öffnet er das Handschuhfach.

Autos lügen nicht, ist sein Leitspruch, denn fast jeder einzelne des gutbetuchten Klientels fährt das eine oder andere Geheimnis im Fahrzeug spazieren. Waffen, Bargeld Schmuck und Handys sind seine liebsten Fundstücke. Und auch hier funktioniert es.

„Na also, Geld geht immer“, grinst er frech und steckt das Bündel Banknoten ein, das ihm praktisch entgegen fällt.

„Damit mache ich mir jetzt ein knitterfreies Leben!“

Gisela Aidenberger

Dieser Text entstand in der kreativen Schreibnacht „Collage: Splitter der Welt“ am 3.3.2015. Innerhalb von 20 Minuten schrieb ihn die Autorin, wobei sie folgende Wortschnipsel benutzen musste:

Menschen im Hotel - knitterfreies Leben – Meer – Inseltherapie - Glücklich nach Hause - Mach´s gut, mein Freund – Lieblingsstück - nicht lügen – Geheimnisse - Geld geht immer.

 

Weitere Collagetexte:

 

Das Leben

Ohne dass es dir bewusst ist, wirst du hineingepresst in das Sein.

Jenseits vom Wünschen und Wollen sprudelt der Lauf der Zeit.

Wie eine Fontaine hebt sie dich auf,

wirft dich hoch,

immer höher, immer weiter,

lässt dich wieder fallen,

um dich gleich wieder dem Himmel entgegenzustrecken.

Und sie stellt eine Rechnung.

Für jede Umarmung fordert sie ein Honorar,

solange, bis die Quelle versiegt.

Weil es immer weniger bringt

am Ende des Lebens.

Doris Kronawitter

Eine Rechnung – Jenseits von- Leben- Umarmung – fordert – Honorar – Leben – Sein – hineingepresst

 

 

Zurück zum Ursprung, zum Beginn? Wo soll das sein?

Am Anfang ist die Unschuld. Die Schuld kommt erst später dazu und die Sehnsucht nach Verführungen.

Eine Sehnsucht nach… ja nach was eigentlich? Das ist die schlimmste Sehnsucht, denn nichts kann sie befriedigen. Sie verdirbt alles, und nichts im Leben ist dann noch gut genug.

Die ersten Jahre des Lebens ist man immer auf dem Sprung, man erfüllt sich viele Wünsche und für kurze Zeit fühlt man sich besser.

Doch die Hektik vergeht, im Laufe der Zeit wird man ruhiger und diese unbestimmte Sehnsucht vergeht mehr und mehr. Zum Schluss hin sind alle wieder dem Ursprung nahe,  und das ist dann - das Ende.

Elisabeth Fischer

dem Ursprung nahe - die Sehnsucht- Verführungen- auf dem Sprung-wieder

 

Jede Woche ein Kunstwerk

 

Jede Woche ein Kunstwerk- wie sollte das gemeint sein? Ist es möglich, ein Kunstwerk in einer Woche zu erschaffen, und wenn ja, dies jede Woche zu wiederholen?

Oder ist das so zu sehen, jede Woche des Lebens zu einem Kunstwerk zu machen um am Ende auf ein Meisterwerk blicken zu können? Obwohl ich zu letzterem tendiere, kann ich mir im Moment nicht vorstellen, dass dies gelingen könnte. Da ist ja Schwerkraft leichter.

Mein Freundeskreis ist deswegen schon am Zerbrechen. Es setzt mich unter Stress, jede Woche, jeden Tag, jede Stunde, jede Minute, jede Sekunde nur unter dem Aspekt zu ver- und erleben, meinem Gesamtkunstwerk nicht zu schaden. Ich komme gar nicht mehr dazu, zu leben. Was Sie erwartet, wenn Sie das genauso wie ich versuchen wollen? Graue, trübe, nieselnde Zeiten, durchwoben von Vorsicht, Anspannung und Angst vor Versagen.

Deshalb lege ich ab jetzt für mich fest: Trotz  Krisen, Niederlagen und Stolperern oder gerade deshalb soll mein Leben bunt und sonnig sein. Ob sich die Farben an manchen Stellen disharmonisch aneinander reiben oder sich das Ultramarin mit dem Russischgrün sticht, ob kleine Luftblasen sich auf der roten Ölfarbe bilden oder oben in der rechten Ecke das Orange ein wenig trüb und wässrig sich zeigt- es ist mein Leben und das feiere ich.

Hildegard Frank

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